ANISA, Verein für alpine Forschung (www.anisa.at)
Forschungsberichte der ANISA für das Internet. 6, 2014 (ANISA FB I. 6, 2014)
Datierungsversuche von Steinstrukturen im Kammergebirge (Kemetgebirge) mit Hilfe der Denudation
Wegbegrenzung und Bausteine einer zerstörten Struktur einer Hütte
Dachsteingebirge, Steiermark
4. Internetbeitrag zum Thema Denudation und Datierung
Franz Mandl (27.05.2014)
Die hier veröffentlichten Internetbeiträge zu den Datierungsversuchen mithilfe der Denudation sollen Feldarbeiten dokumentieren. Dabei sollen auch Regeln für einen verlässlichen Umgang mit dieser Methode erarbeitet werden, wobei verschiedenen Parametern Aufmerksamkeit geschenkt werden muss. Dazu zählen: Analyse des Geländes, Erkennen des Gesteins, Merkmale der Steine, Strukturformen, Messmethoden und vieles mehr. Daraus soll eine Gesamteinschätzung der Umstände gewonnen werden, sodass diese in Hinblick auf das zu erwartende Ergebnis qualifiziert werden können (z.B. sehr gute-, gute-, brauchbare-, mäßige-, unbrauchbare Voraussetzungen). Ebenfalls sollte überlegt werden, ob alle Kanten eines Steines gemessen werden sollten, um daraus einen gemittelten Messwert zu errechnen. Auch eine weitere Dimension sollte berücksichtigt werden, nämlich die Zufälligkeit des Zerfalls von anthropogenen Baulichkeiten. Ungefähr 100 Objekte sind für dieses Mess- und Dokumentationsprojekt geplant, was mehrere Jahre Arbeit in Anspruch nehmen dürfte. Alle diese Messungen werden hier im Internet im Laufe der Zeit vorgestellt. Abschließend soll ein Gesamtergebnis in einer eigenen Publikation veröffentlicht werden. Ortsnamen, Koordinaten und die Höhenlage werden aus Gründen des Denkmalschutzes nicht angegeben.
Vorläufige Genauigkeitseinteilung, Abweichung vom ermittelten Denudationsalter in %
sehr genau bis 10 %
gut: bis 30 %
brauchbar: bis 60 %
mäßig: bis 100 %
unbrauchbar: mehr als 100 %
Kammergebirge, Objekt 6 (BM)
Seitenbefestigungssteine eines verfallenen Wegabschnittes. Die Bausteine weisen noch scharfkantige Bruchflächen auf. Kantenrundungen von etwa 1 mm. Der Durchschnittswert beträgt 1 mm. Die Messvoraussetzung ist als gut einzustufen. Eine Datierung ist möglich.
Objekt: Wegabschnitt mit Abzweigung
Baumbestand: Rodungsareal
Erhaltung (ungestört, gestört): wenig gestört
Lage (Grube, Rücken, Kuppe, Ebene, Höhe): ebene Fläche
Biogene Situation: Grasboden
Struktur, Form, Größe: 20 m lange Steinstruktur
Skizze, Plan, Fotos: angefertigt
Datierungsmöglichkeiten, vorliegende Datierungsergebnisse: in der nahen Umgebung Reste einer künstlich angelegten Holzverarbeitungsterrasse mit Resten einer Seilbahn (Holzbringung der Firma Feltrinelli, 1922-1931).
Gestein: gebankter Dachsteinkalk
Steine, Anzahl: 40
Messtauglichkeit (Berücksichtigungsfaktoren: gut=1, brauchbar=2, mäßig=3, unbrauchbar=4): 2
Bausteine-Dokumentationen (Foto, Skizze, Plan): Foto
Kantenrundungen der Bausteine (Messdaten aus: Lage, Oberflächenstruktur, biogener Einfluss, Höhe des Steines, Winkel der Kante): annähernd 1mm
Messergebnisse-Durchschnittswert: 1 mm
Genauigkeitswert: 100 Jahre (30%=30 Jahre)
Denudationsalter: ≈AD 1914 ±15 [2014=0] BP 1929-1899
Datenablage: Arbeitsbuch 2014, Festplatte
AD: Anno Domini (n.Chr.); BC: vor Christus; BP: vor heute; ≈: ist ungefähr gleich; Ø: Genauigkeit unbrauchbar; sehr genau bis 10 %, gut: bis 30 %, brauchbar: bis 60 %, mäßig: bis 100 %, unbrauchbar: mehr als 100 %
Abb. 1: Steinreihe vom Wegrand
Abb. 2: Bruchstein mit sehr geringer Denudation
Abb. 3: Bruchstein mit sehr geringer Denudation
Kammergebirge, Objekt 7 (BM)
Baustein eines stark zerstörten Fundamentes einer Hütte. Der Denudationswert betragen 8 mm. Das Alter würde 800 Jahre mit einer Ungenauigkeitsberücksichtigung von 200 Jahren betragen. Damit wäre diese Hütte im 13. Jahrhundert erbaut worden, einer Zeit in der im Tal viele der heute noch bewirtschafteten Bauernhöfe gegründet wurden. Holzkohlepartikel belegen die Siedlungstätigkeit. Die Messvoraussetzung darf als gut eingestuft werden.
Objekt: Hütte
Baumbestand: Rodungsareal
Erhaltung (ungestört, gestört): gestört
Lage (Grube, Rücken, Kuppe, Ebene, Höhe): ebene Fläche
Biogene Situation: Grasboden
Struktur, Form, Größe: vage Struktur, rechteckig, 5 x 6 m (?)
Skizze, Plan, Fotos: Fotos
Datierungsmöglichkeiten, vorliegende Datierungsergebnisse: undatierte Holzkohlepartikelt
Gestein: gebankter Dachsteinkalk
Steine, Anzahl: 2
Messtauglichkeit (Berücksichtigungsfaktoren: gut=1, brauchbar=2, mäßig=3, unbrauchbar=4): 3
Bausteine-Dokumentationen (Foto, Skizze, Plan): Foto
Kantenrundungen der Bausteine (Messdaten aus: Lage, Oberflächenstruktur, biogener Einfluss, Höhe des Steines, Winkel der Kante): 8 mm
Messergebnisse-Durchschnittswert: 8 mm
Genauigkeitswert: 200 Jahre (gut)
Denudationsalter: ≈AD 1214 Jahre ±100 Jahre [2014=0] BP 686-886
Datenablage: Arbeitsbuch 2014, Festplatte
AD: Anno Domini (n.Chr.); BC: vor Christus; BP: vor heute; ≈: ist ungefähr gleich; Ø: Genauigkeit unbrauchbar; sehr genau bis 10 %, gut: bis 30 %, brauchbar: bis 60 %, mäßig: bis 100 %, unbrauchbar: mehr als 100 %
Abb. 4: ca. 10 m südlich des Weges liegen mehrere Fundamentstein einer Hütte
Alle Fotos von Franz Mandl, ANISA, Verein für alpine Forschung
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