Forschungsberichte der ANISA für das Internet. 1, 2015. (ANISA FB I 1, 2015)

ins Netz gestellt: Mai 2015

 

Jagd-Luxus im Dachsteingebirge

von Franz Mandl

 

 

Was braucht ein Jäger?

Ein Revier, Wild für die Hege und Beobachtungs- bzw. Jagdstände (=Ansitz). Aber das Wichtigste ist natürlich der Abschuss und die dafür errichteten Abschusshüttchen neben der Jagdstraße. Man könnte glauben das reicht. Jedoch falsch gedacht, denn es gibt auch Jagdreviere mit Luxuseinrichtungen.

 

Die Jagd wird gerne von finanziell potenten Personen aus Industrie und Wirtschaft gepachtet oder gekauft. Sie dient dem Besitzer neben seinem Hobby auch als Prestigeobjekt für die Anbahnung von Geschäftsverbindungen. Diskretion wird auf den versteckten Jagdhütten geboten.

So mancher Abschuss ist ein Geschenk mit Hintergedanken bzw. festigt die Freundschaft.

 

 

Jagd und Luxus und Allgemeinheit. Dachsteingebirge 2015

Schlampig aufgeräumter Holzschlag für den Abschuss. Links am Hang (nicht im Bild) steht der überdachte Jagdstand.

 

 

Wo bleibt der Luxus?

Jagdstraßen werden oft als Güterwege von öffentlicher Hand mitfinanziert. Das für die Straße geschlägerte Holz bringt zusätzlich Geld. Die Straßen belasten nicht die Jagdrevierbesitzer. Sie bringen die Jäger bis zu ihren Jagdständen.

Ein besonderes Schmankerl für die Jäger sind die künstlich angelegten Jagdweiden bzw. Abschusswiesen. Ihre Qualität hält mit den Rasen englischer Gärten ohne weiteres mit. Dann sind da noch die Jagdhäuser und Jagdstände, die in unterschiedlicher Qualität gebaut werden. Wir kennen Luxusausstattungen, die Einfamilienhäuser bei weitem übertreffen. Bad, Sauna, Zentralheizung, Internet, Telefon, Fernsehen stehen zur Verfügung. Der alte Brunnen vor dem Jagdhaus wird vor Wanderern verteidigt. ("Der Jäger geht ja auch nicht zum Wanderer nach Hause Wasser trinken!") Dann dürfen wir nicht die Überwachungseinrichtungen vergessen, die die Wanderer und das Wild gleichermaßen beobachten. Und für den Winter gibt es das Wildgatter, in dem das angelockte Wild ein halbes Jahr gemästet wird. Dann kann so ein Revier schon auch zum Geschäft werden.

Die Luxusjagd mit ihrer eifernden Prominenz kann sich noch so nebenbei erlauben, die Wanderer als Fremdkörper zu betrachten und sie falls möglich, aus den Revieren auszusperren. Die alten Almsteige und Wanderwege lässt man verfallen oder zerstört sie beim Forststraßenbau. Wir haben es mit einer schleichenden Rückkehr zur überwunden geglaubten Feudalherrschaft zu tun.

 

Hoffen wir, dass nicht alle Kosten dieses Luxus auf die österreichischen Steuerzahler abgewälzt werden.

 

 

Jagd und Luxus und Allgemeinheit. Dachsteingebirge 2015

Mit Baggern angelegte Wildweideflächen in der Qualität von Golfrasen auf 1300 m Sh. sorgen für einen freien Abschuss

 

 

Jagd und Luxus und Allgemeinheit. Dachsteingebirge 2015

Unten im Tal steht das Jagdhaus. Von dort sieht man mit dem Jagdglas den Wildwechsel auf der künstlich angelegten Jagdweide. Passt das Wild, kann mit dem Auto in kürzester Zeit bis zum Abschussplatz gefahren werden. Im Hintergrund sieht man die Trasse einer Jagdstraße, die auf die Genehmigung ihres Weiterbaues wartet. Bisher haben wir gemeinsam mit dem Alpenverein den Bau aus Gründen des Trinkwasserschutzes für die Gemeinde Aich-Assach, verhindern können.

 

 

Jagd und Luxus und Allgemeinheit. Dachsteingebirge 2015

Blick mit dem Fernglas von der Jagdwiese zum Jagdhaus mit Fütterungsplatz für das Wintergatter.

 

 

Jagd und Luxus und Allgemeinheit. Dachsteingebirge 2015

Blick vom Jagdstand auf die Jagdwiese.

 

 

Jagd und Luxus und Allgemeinheit. Dachsteingebirge 2015

Auch der Jagdhund hat seinen Ansitz.

 

 

Ergänzungen vorbehalten! Alle Fotos: Franz Mandl

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