Forschungsberichte der ANISA für das Internet. 17, 2014
Alte und junge Bäume auf dem Dachsteingebirge
von Franz Mandl
Alte Bäume findet man in abgelegenen Bereichen von Gebirgen wie etwa in den Rückzugsgebieten des Dachsteingebirges. Einige sollen hier präsentiert werden. Deren Standorte liegen auf einer Höhe von 1600 bis 1900 m. Die dort von November bis Juni liegende Schneedecke und die mäßigen Sommertemperaturen lassen nur ein langsames Wachstum zu, sodas die Jahrringbreiten oftmals nur wenige Zehntelmillimeter betragen. Bäume mit einen Stammdurchmesser von 50 cm können bereits ein Alter von 200 bis 300 Jahren erreichen.
Im Zuge des Aufbaues einer Standardkurve von Lärche, Zirbe und Fichte für die Dendrochronologie wurden seit 1993 mehrere Bäume datiert, wobei die Lärchenchronologie (subfossile und lebende Hölzer) die Zeitspanne von 964 bis 2014 abdeckt. Das sind immerhin 1050 Jahre. Die älteste noch lebende Lärche mit einem Alter von 656 Jahren dürfte derzeit der älteste datierte Baum der Nördlichen Kalkalpen sein.
Erfreulich ist auch der natürliche Baumzuwachs auf dem Dachsteingebirge. Auf einer Höhe von 2005 m konnten 2014 bis zu 6 m hohe und bis zu 50 Jahre alte Lärchen gefunden werden. Der höchstgelegene Standort eines Baumes (eine ca. 200 Jahre alte Zirbe) auf dem Dachsteingebirge befindet sich in 2040 m Höhe.
Literatur: FRIEDRICH, Michael: Dendrochronologische Datierung von Almen des östlichen Dachsteinplateaus anhand tausendjähriger, hochalpiner Jahrringchronologien S. 71-94. In: Mitteilungen der ANISA 18. Jahrgang (1997) Heft 1/2.
GRABNER, Michael/GINDL, Wolfgang: Heue Jahrringchronologien vom Dachstein. Eine 1250-jährige Rekonstruktion der Sommertemperatur. In: Mitteilungen der ANISA, 21. Jahrgang (2000). Heft 1/2, S. 20-30.
Abb. 1
Mehrere Jahrhunderte alte, abgestorbene Lärche
Abb. 2
Zirbenzapfen liegen auf einem vermorschten Stamm
Abb. 3
Zirbe und Lärche teilen sich einen Standort
Abb. 4
Eine in einem zerklüfteten Fels verwurzelte, mehrere Jahrhundertalte Zirbe
Abb. 5
In den 1870er Jahren wurden für den Bahnbau durch das Ennstal Lärchen gefällt. Dieses nicht abtransportierte 2 m lange Schwellenholz liegt noch heute herum. Das Holz wird durch die hier bis zu 7 Monaten liegende Schneedecke konserviert.
Abb. 6
Vermorschende Baumleichen. Die äußeren Holzwände mit den dünneren Jahrringbreiten halten am längsten.
Abb. 7
Stehende abgestorbene Lärche
Abb. 8
Die(derzeit bekannte und gemessene) älteste noch wachsende Lärche auf dem Dachsteingebirge. Sie erreicht trotz abgebrochenem Wipfel eine Höhe von 25 m, hat einen Durchmesser von bis zu 100 cm und einen Umfang von 340 cm. Ihr Alter beträgt 611 Jahre. Ein weiterer Baum soll laut M. Friedrich sogar 656 Jahre alt sein.
Abb. 9
Der Stamm der Lärche mit einem 1 m langen Messstab.
Neues Holz wächst auf 2000 m Höhe. Ist das der Klimaerwärmung zuzuschreiben?
Abb. 10
Junge Lärchen erobern Höhen von knapp über 2000 m
Fotos: Franz Mandl
Meinungen zu diesem Bericht senden Sie bitte an: franz.mandl@anisa.at
© Alle Rechte vorbehalten! Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen und Verarbeitung in elektronischen Systemen.