Hochalpine Wüstungsforschung mit Tachymeter und Kamera
Ein Vorbericht von Franz Mandl
Nachtrag: Steinstrukturen von Siedlungsresten am oberen Giglachsee. Fotografiert mit der Sony NEX-5N.
Steinstrukturen von Siedlungsresten, 07.10.2013
Steinstrukturen von Siedlungsresten, 07.10.2013
Steinstrukturen von Siedlungsresten, 07.10.2013
Steinstrukturen von Siedlungsresten, 07.10.2013
Steinstrukturen von Siedlungsresten, 07.10.2013
Oberer Giglachsee, Niedere Tauern: Das Forschungsareal liegt in der Gemeinde Pichl/Mandling und grenzt an die Gemeinde Rohrmoos/Untertal. Rechts im Bild ist die Giglachseehütte zu sehen.
2013 wurden für die Forschungswoche der ANISA zwei Almen ausgewählt. Die Wüstung am Oberen Giglachsee, von der wir bereits eine in die frühe Römerzeit zurückreichende Radiokohlenstoffdatierung haben, diente als Schulungsprojekt für die Arbeit mit Tachymeter, GPS und Kamera. Die Einschulung und Zusammenarbeit eines kleinen Teams dient für die Forschungen auf der abgelegenen Pitschenbergalm (Tennengebirge), die als Forschungsprojekt ausgewählt wurde. Hier spielt eine exakte und schnelle Arbeit wegen möglicher Wetterverschlechterungen eine entscheidende Rolle, um auch in extremen Lagen Projekte fertig stellen zu können. Beide Almen liegen auf einer Höhe von annähernd 1900 m.
Als wissenschaftlicher Mitarbeiter konnte Gerhard Kienast von der TU-Graz gewonnen werden. Daniel Brandner erhielt eine mehrtägige Einschulung auf einem Tachymeter und Iris Wolkerstorfer waren mit den Vermessungsprismen unterwegs, Liese Kotlan informierte interessierte Wanderer und die akademische Künstlerin Petra Thalmeier zeichnete für uns die Landschaft. Der Autor dieses Beitrages ist für die Projektdurchführung, der Suche nach dokumentationswürdigen Siedlungsresten und der Fotografie verantwortlich.
Für die Erlaubnis zur Projektdurchführung in ihrem Almbereich bedanken wir uns bei der Almgemeinschaft Oberer Giglachsee und deren Obmann Reinhard Stocker.
Ortsbeschreibung
Die Almwiesen im Westen des Oberen Giglachsees (1930 m) gehören zur Oberen Giglachseealm. Eine Almhütte existiert in diesem Bereich schon lange nicht mehr. Jedoch gibt es eine solche in der angrenzenden Gemeinde Rohrmoos/Untertal. Auf den Almwiesen weiden sowohl in der Gemeinde Pichl/Mandling als auch in Rohrmoos/Untertal Rinder (Jungvieh). Der Passübergang von Lungau über den Znachsattel (2059 m) führt in das Ennstal bei Pichl. Dieser Saumpfad durchquert die Almweiden am Oberen Giglachsee. Dort konnten vor einigen Jahren zwei römerzeitliche Hüttenstrukturen nachgewiesen werden. Wir dürfen deshalb auch davon ausgehen, dass der Pass bereits in der Römerzeit genützt wurde. Im Spätmittelalter wurde nachweislich Bergbau in der näheren Umgebung betrieben. Vor allem im Vetternkar sind Reste des Bergbaus, der hier bis zum Ende der Neuzeit betrieben wurde, noch erkennbar. Aber auch im Nordbereich des Sees gibt es Spuren von Bergbau.
Gerhard Kienast von der TU-Graz überprüft das GPS-Messgerät am Ufer des Oberen Giglachsees.
Der Tachymeter wird über einem Messpunkt aufgestellt.
Die Alm- und Gemeindegrenze markiert am Oberen Giglachsee ein Steinwall. .
Der Octocopter im Einsatz
Mit Hilfe des Octocopters erstellte Aufnahme.
Steinstruktur einer verschliffenen Hütte
Planierter Platz mit Steinbegrenzung
Datierte römerzeitliche Hüttenstruktur
Das Team von links nach rechts: Franz Mandl, Gerhard Kienast, Daniel Brandner, Liese Kotlan, Petra Thalmeier und Iris Wolkerstorfer. Nicht auf dem Bild ist unser Mitarbeiter Philipp Stenzel.
Strukturensuche
Für eine einigermaßen objektive Zuordnung von künstlich errichteten Steinlegungen und verfallenem Mauern ist ein mehrfaches Aufsuchen des Geländes notwendig. Waren ursprünglich nur 4 Strukturen bekannt, so konnten in Laufe des Sommers auf diesen mit Steinen übersäten Almwiesen weitere 16 Strukturen nachgewiesen werden.
Vermessungsarbeit
Die Vermessung erfolgte über einen mit GPS eingemessenen Messpunkt und zwei Gipfel mit KT-Punkten. Im Areal wurden von uns vier Messpunkte gesetzt. Mit dem Tachymeter konnten die mit Farbe markierten Strukturen (4 bis 20 Messpunkte) zentimetergenau eingemessen werden. Diese Messpunkte dienen sowohl der Fotografie als auch möglichen späteren archäologischen Untersuchungen.
Fotografie
Mit dem von uns bislang verwendeten Hochstativ konnten wir maximal aus einer Höhe von 10 Metern fotografieren. Zudem benötigten wir für das Aufrichten des 14 kg schweren Stativs ein sechsköpfiges eingespieltes Team. Nun versuchten wir erstmals mit einem selbstgebauten Foto-Octocopter fotografische Aufnahmen durchzuführen. Scharfe Fotos sind durchaus gelungen, jedoch zeigte sich gerade in der Anfangsphase, dass das fliegende Stativ elektronische Schwächen aufweist. Objektiv und Kamera haben ein Gewicht von zwei Kilogramm. Besonders interessant sind plane Fotos, die für die Entzerrung herangezogen werden sollen. Können mit hochauflösenden Fotos bereits gute 2-D-Fotos entwickelt werden, so sollen mit mehreren überlappenden Aufnahmen 3-D-Bilder mit PhotoModeler errechnet werden. Erste Versuche sind vielversprechend. Für die Kontrolle der Überlappungen einer Struktur ist jedoch ein Monitor notwendig. Wir setzen deshalb einen Piloten und einen Fotografen mit eigenen Fernsteuerungen und eigenem Monitor ein. Weitere Erfahrungsberichte sollen folgen.
Erste Ergebnisse
Wir konnten 20 Objekte einmessen. Einige dieser Objekte bestehen aus mehreren Teilen. Die Planaufnahmen stehen noch aus.
Ziel der Dokumentation
Sollten die Messdaten und Pläne den Erwartungen entsprechen, könnte an archäologischen Untersuchungen gedacht werden. Diese sind jedoch teuer und müssen erst einmal finanziert werden.
Literatur:
Franz MANDL (2009): Alte Wege und Siedlungsspuren im Gebirgsraum der Gemeinde Rohrmoos. In: Die Gemeinde Rohrmoos-Untertal. Rohrmoos-Untertal 2009, S. 30-36.
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