Klimaerwärmung am Beispiel des Winters 2013/2014 in der Dachstein Tauern Region
von Franz Mandl
Abtauender, 7 m hoher Marktgemeinde-Schneemann bei +10°C. Haus im Ennstal, Steiermark am 01.02.2014
Vorweg: Der Winter 2013/2014 war der zweitwärmste Winter in der 247-jährigen Messgeschichte. In der Dachsteintauernregion war er sogar der wärmste seit Aufzeichnungsbeginn!
Der milde Dezember 2013 war der zweitwärmste jemals gemessene Dezember (seit 1851). Der Jänner 2014 war in der ersten Hälfte ebenfalls ungewöhnlich mild und wird aller Wahrscheinlichkeit nach zu den wärmsten Wintermonaten, die jemals gemessen wurden, zu zählen sein. In der alpinen Lage der Gemeinden Haus im Ennstal und Ramsau am Dachstein (700 bis 1200 m) sind die Tallagen und Südhänge selbst Mitte Jänner schneefrei. Bei Tagestemperaturen um die +10° C sprießen Schneerosen und Gänseblümchen. Die Schneekanonen konnten nach mehrwöchiger Pause erst wieder in den Morgenstunden des 13. Jänners eingeschaltet werden, schalten sich jedoch wegen zu hoher Temperaturen ab den Vormittagsstunden wieder aus und folgend nicht mehr jeden Tag ein. Weidenpollen breiten sich stattdessen aus.
Schneekanonen produzieren nach Bezeichnung der Massentourismuswirtschaft entweder "Technischen Schnee" (ohne Zusätze) oder "Kunstschnee" (mit chemischen Zusätzen). Richtig ist aber, dass Kanonenschnee nur künstlich hergestellter Schnee sein kann. Mit Kunst hat die Schneeerzeugung reichlich wenig zu tun. Jedoch mit universellen schwerwiegenden Umweltbelastungen. Kunstdünger und Kunstschnee haftet der Beigeschmack von Umweltbelastung an. Von den beinahe 1.000 km² Pistenfläche in Österreich werden 2/3 der Fläche künstlich beschneit.
Trotz der Eindeutigkeit der Klimaerwärmung sind immer wieder gegenteilige Meinungen in den Medien zu lesen, zu sehen und zu hören. Die immer stärker werdende menschliche Einflussnahme auf das Klima wird verharmlost und von den politischen Entscheidungsträgern manipuliert und ignoriert. Klimakapriolen, die bereits auch Österreich regelmäßig heimsuchen, man denke an die Überschwemmungen und Stürme, werden als Naturereignisse, die es immer schon gegeben habe, dargestellt. Kohlendioxid und Methan zählen zu den Treibhausgasen. Die in den Eiskernen der Arktis und Antarktis nachgewiesenen Kohlendioxid-Anteile aus den den letzten Jahrzehnten sind die höchsten in der Menschheitsgeschichte. Auch diese Messdaten bleiben ungehört. Die Geschwindigkeit der Klimaerwärmung nimmt rasant zu, die Eismassen der Pole und Alpengletscher dagegen nehmen rasant ab.
Resümee: Profitgier, kriminelle Energie, Raubtierkapitalismus, Rücksichtslosigkeit gegenüber dem Durchschnittsbürger, Kaltblütigkeit gegenüber nachfolgende Generationen, Ignoranz und Dummheit tanzen eine globale Tarantella. Die von der Wirtschaft gegängelte Politik fungiert als gesichtslose Marionette. Abhilfe könnte mit einer massiven Förderung klimaneutraler Umwelttechnik und von Wissenschaft und Forschung erfolgen. Aber wie zum Hohn, eine intakte, lebenswerte Umwelt zu gestalten, schaffen die Regierungsparteien in Österreich ein eigenständisches Wissenschaftsministerium ab.
Immer mehr Energie wird für den Pistenskisport aufgewendet, dem Sport der nicht denkenden Eliten. Der Skizirkus ist zur Umweltschädlichsten technisierten Sportart aufgestiegen. Nirgends sonst werden so große Mengen an schädigende Umweltgase in die Lust geblasen. Die CO-2- Praktiken, die die Pisten schmälzen lassen und zur technisierten Abkühlung mit weiterem CO-2 bekämpft werden, sind abzustellen. Würde Kostenwahrheit betrieben werden und die resultierenden Natur- und Umweltschäden bezahlt werden müssen, würden die unumkehrbaren geschädigten Ökosysteme mit einbezogen werden, so würde eine Tageskarte 500,00 Euro und mehr kosten müssen.
Es ist ein Kampf und ein Krampf in Kitzbühel. Jedes Jahr gibt es Probleme mit zu wenig Schnee und zu warmen Wetter. Nicht einmal die Schneekanonen erzeugen genug künstlichen Schnee für das Hahnenkammrennen. Hubschrauber flogen 2014 gewaltige 2500 Kubikmeter Schnee auf die Hausbergkante (Salzburger Nachrichten, 21.01.2014,S.19). Hunderte Flüge produzierten klimaaufheizende Gase in enormen Ausmaß. Dazu kommt die Pistenpflege und der Personenkraftwagenansturm mit extrem hohen Klimaerwärmungsfaktoren. Aus dieser Sicht ist der selbstauferlegte Zwang, diese Rennen gegen das sich immer schneller gegen die Menschheit und Natur wendende Klima auszutragen, ein echter Schildbürgerstreich. Für die vielen Tonen der klimaerwärmenden Gase sollte eine dementsprechend hohe Umweltsteuer bezahlt werden müssen, die es ermöglicht, die verursachten Umweltschäden in Stadt und Land mit Bildungseinrichtungen, Ausbau der Universitäten, Förderung von universeller Wissenschaft und Forschung, Ausbau der medizinischen Einrichtungen, Einrichtung von lebenswerten sozialen Standards und zuletzt erst durch den Ausbau der erneuerbaren Energie aus alternativen, umweltneutralen und sauberen Kraftwerken zu kompensieren. Eine solche Steuer wäre schlichtweg kaum bezahlbar und damit könnten der Menschheit und Umwelt schadende Großveranstaltungen, nicht mehr ausgetragen werden. Zweifellos eine umweltfreundliche Lösung. Denn immer noch blind auf das antiquierte Wirtschaftswachstum zu setzen, ist ein Produkt einer zurückgebliebenen Klientel aus Wirtschaft und Politik.
In Kitzbühel ist es für den Wintersport zu warm, deshalb wird mit hohem Energieaufwand Schneekanonenschnee produziert und Schnee mit Helikoptern herangeflogen. In Australien ist die Hitze mit bis zu +45° C bereits lebensbedrohend. Dort kann nur noch eine mit hohem Energieaufwand betriebene Klimatisierung ein erträgliches Überleben garantieren.
Anmerkungen
26.01.2014
Bisher gab es im Jänner keinen einzigen Frosttag. Endlich feuern wieder für einige Stunden die Schneekanonen Umweltgase in die Luft. Die Betreiber freuen sich. Im Tal schneite es am 25. und 26. Jänner. Nun gibt es 10 cm Neuschnee bei +4°C in den Mittagsstunden. Immer noch zu wenig für den Langlauf.
28.01.2014
Der 17. Schladminger Nachtslalom 2014, auch "Nightrace" genannt, wurde von eingeladenen Reichen, Schönen und von 35.000 (ANISA), 45.000 (ORF), bzw. 50.000 (Kleine Zeitung) Normalbürgern besucht. Sie schwebten auf einer Treibhausgasschockwelle im blendenden Schneekanonenschnee mit Flutlichtmeer und erfreuten den Getränke- und Benzinmarkt.
Wieder war der Tag kein Frosttag.
31.01.-01.02 2014
Der Jänner hat sich bei föhnigem Wetter mit +6°C verabschiedet. Zur selben Zeit schneite es in Kärnten und Osttirol. Die dortige extreme Schneelage hat mehrere Täler von der Außenwelt abgeschnitten. Zuletzt soll es 1917 derart viel Schnee gegeben haben. Hierbei handelt es sich um eine neuerliche Treibhausgas-Wetterkatastrophe mit Menschenopfern, die nicht ungehört bleiben soll.
Nach der ZAMG-Karte war es in der Dachstein-Tauernregion der zweitwärmste gemessene Jänner seit 246 Jahren
Die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik hat in ihrer vorläufigen Bilanz http://www.zamg.ac.at/cms/de/klima/news/vorlaeufige-bilanz-jaenner-2014 den Jänner als fünftwärmsten Jänner seit Messbegin 1768 berechnet. In Teilen Österreichs war der Jänner sogar der wärmste jemals gemessene! Würde die ZAMG das Dachstein-Tauern-Klima gesondert messen, so würde auch dieser Region der wärmste jemals gemessene Jänner zuerkannt werden müssen. Die weiteren Prognosen für den Februar, März und April finden Sie unter http://www.zamg.ac.at/cms/de/wetter/produkte-und-services/saisonprognose
Der Winter 2013/2014 wird demnach einer der wärmsten jemals gemessen Winter werden. Das schrille Läuten der Treibhausgas-Alarmglocken sollte eigentlich unsere verantwortlichen Politiker zum Handeln erwecken. Aber unsere verantwortlichen Politiker verstecken sich hinter Sektgläsern, Wodka und Kaviar im russischen Sotschi. Der Ort mit einer noch nie dagewesenen Zwangsolympiade mit einer gigantischen Treibhausgaswolke. Dort wo ohne Gewissen die Umwelt und das Klima nachhaltig geschädigt wurde und geschädigt werden wird und darf. Was zwingt Staaten und ihre Sportler, an einer mit Blut, Schweiß und Tränen getränkten Olympiade teilzunehmen?
03.02. 2014
In der Dachsteinsteinregion herrscht weiterhin Tauwetter. In Kärnten, Osttirol gibt es Lawinenwarnungen. In der südlichen Steiermark, Burgenland und Slowenien herrscht Eisglätte. In mehrere Regionen sind wegen der Eisbelastungen Stromausfälle zu beklagen.
28.02.2014
In der Dachstein-Tauern-Region bis Mariazell war es der wärmste jemals gemessene Februar. Österreichweit war es der neuntwärmste Februar in der 247-jährigen Messgeschichte.
12.03.2014
Der Winter 2013/2014 war der zweitwärmste jemals gemessene in der 246-jährigen Messgeschichte: http://www.zamg.ac.at/cms/de/klima/news/zweitwaermster-winter-der-messgeschichte
16.03.2014
Starker Wind und Sturmböen führen in Oberösterreich, Niederösterreich und Wien zu 800 Feuerwehreinsätzen.
Schneerosen blühen bei +12 °C. Ramsau am Dachstein, Höhe 1100 m, 20.01.2014
Schmelzender Schnee und grüne Wiesen. Ramsau am Dachstein, Höhe 1000 m, 20.01.2014
Ennsboden mit Bahn. Haus im Ennstal, Höhe 710 m, 12.01.2014
Haus im Ennstal, Birnberg, Höhe 900 m, 12.01.2014
Haus im Ennstal, Birnberg, Höhe 900 m, 12.01.2014
Die Loipen schmelzen. Auch die Ramsau benötigt nun Schneekanonen für die Beschneiung der Loipen. Ramsau am Dachstein, Höhe 1100 m, 12.01.2014
Fotos: Franz Mandl