Franz Mandl

Vermurungen überdeckten bronzezeitliche Kulturschichten in Wörschach (Ennstal, Steiermark)

Beobachtungen zur Entstehung von meterhohen Schotterüberdeckungen bronzezeitlicher Kulturschichten

von Franz Mandl

ins Netz gestellt: 24. 05. 2014

Starkregen führte am 16. Mai 2014 in der Gemeinde Wörschach zu kleinräumigen Überschwemmungen und Vermurungen. Das sonst unauffällige keine Gerinne des Schaufelgrabenbachs, das von der Erhöhung Lichtenbrunn über teils senkrechte Wandstufen ins Ennstal herabfließt, führte Hochwasser und riss Geröll, Schotter, Schlamm und Holztrümmer mit sich. Im Bereich der Wiesen im Westen von Wörschach trat der Bach aus seinem schmalen Bachbett und vermurte bachnahe Bereiche, die Bundesstraße und die darunter vorbeiführende Bahntrasse der Österreichischen Bundesbahnen.

Im Vermurungsgebiet liegt auch eine bronzezeitliche Kulturschicht, die 2003 im Zuge von Bahnausbauarbeiten entdeckt worden war. Dies verdanken wir einem Hinweis von Herrn Adolf Mandl aus Wörschach, der sich an die ANISA, Verein für alpine Forschung gewendet hat, die wiederum ihrerseits das Bundesdenkmalamt für eine weitere Untersuchung verständigte. Diese Untersuchungen wurden in den Fundberichten aus Österreich veröffentlicht (GUTJAHR, C./WINDHOLZ-KONRAD, M./GRILL, C.: Neue prähistorische Forschungen in Wörschach im Ennstal, Steiermark. FÖ 42-2004, S. 275-287). Zusammenfassend geht aus dem Untersuchungsbericht hervor, dass Keramikfragmente, Knochen, eine Nadel aus Bronze und eine C-14-Datierung der Bronze- und Urnenfelderzeit zuzuordnen sind.

Bereits 2003 war die freigelegte Schotterlage annähernd 2 m tief. Nunmehr wurde diese Schotterschicht auf einem kleinflächigeren Bereich ein weiteres Mal von einer Mure überlagert. Das Wetterereignis vom 16. Mai, ist als kleine lokale Vermurung einzustufen. In den 1950er Jahren soll der Bach eine größere Vermurung verursacht haben. Die Bezeichnung "Schaufelbachgraben" könnte ein Hinweis auf immer wieder vorkommende, weit zurückreichende Vermurungen sein, die Sanierungen des Bachbettes und der Wiesen notwendig machten. Dass in den letzten Jahrtausenden immer wieder Überschwemmungen stattgefunden haben, ist aufgrund der hohen Schotterüberdeckung anzunehmen. So könnte auch die über mehrere hunderte Meter von Wörschach bis beinahe Stein ziehende Kulturschicht von einem höheren Bereich herabgeschwemmt worden sein.

Für das Entstehen einer dermaßen hohen Schotterlage bedarf es jedoch keiner katastrophalen Ereignisse. Es handelt sich vielmehr um langsame aber stetige Naturvorgänge (HUSEN, Dirk: Ein Beitrag zur Talgeschichte des Ennstales im Quartär. In: Mitt. Ges. Geol. Bergbaustud. 18. Bd., 1967, S. 249-286).Würde zum Beispiel alle 200 Jahre eine Vermurung eine 20 cm hohe Schotterdecke der ausgeschwemmten Moränenschotter hinterlassen, so würde in 2000 Jahren bereits eine Schotterdecke von 200 cm entstehen.