Forschungsberichte der ANISA für das Internet. 2, 2014 (ANISA FB I. 2, 2014)

 

 

NOTGASSE REVISITED

Felsbilddokumentation - fotobasiertes 3D-Scannen - Auswertung

von Daniel Brandner

 

Die Forschungswoche der ANISA im Sommer 2012 stand ganz im Zeichen der Felsbildforschung. Um neue Dokumentationstechniken in der Felsbildforschung der Nördlichen Kalkalpen auf ihre Anwendbarkeit in der Praxis zu überprüfen, wurde die bereits vielfach erforschte Notgasse aufgesucht. In Anbetracht der fortschreitenden Verwitterung der Felsbilder und immer wieder zu beobachtenden, vorsätzlichen Zerstörungen gewann der Versuch einer möglichst umfassenden und detailgetreuen Dokumentation zusätzlich an Bedeutung. Für die Entwicklung eines praktikablen und effizienten Arbeitsablaufes wählten wir Station 21 in der unteren Notgasse aus. Dort befindet sich auf den leicht überhängenden Wänden eines Kolkes neben vielen anderen Ritzungen eines der wohl berühmtesten Felsbilder der gesamten Notgasse: Ein komplexes Liniengefüge, welches unter dem Namen „Weltbild“ in die Literatur eingegangen ist.

 

 Notgasse 3-D-Modell

3-D-animiertes Modell der Station 21

 

Notgasse 3-D Fotos 2014

Abb.1: Das sogenannte „Weltbild“ – Auf der Bildwand verteilt befinden sich selbstklebende, leicht abnehmbare Vermessungsmarken.

 

Als Endergebnis unserer Dokumentationsarbeiten entstanden nicht nur exakte Umzeichnungen der Felsbilder, sondern auch dreidimensionale Modelle der Bildwände. Dabei setzten wir auf fotobasiertes 3D-Scannen (Structure from Motion). Die Erfassung feiner Ritzungen, deren Breite und Tiefe meist im einstelligen Millimeterbereich bleiben, stellt eine besondere Herausforderung dar. Hinzu kommt, dass die Verwitterungsrinde, das Trägermedium der Felsbilder, eine starke natürliche Strukturierung aufweist, die das Herausarbeiten der anthropogenen Kerben umso schwieriger gestaltet.

 

Notgasse 3-D Fotos 2014

Abb.2: Bildfläche A – links das texturierte 3D-Modell, rechts die Oberfläche

 

Notgasse 3-D Fotos 2014

Abb.3: 3D-Modell von Bildfläche B mit und ohne Textur

 

Die intensive Auseinandersetzung mit den Bildflächen im Zuge der Dokumentationsarbeiten wurde darüber hinaus zum Anlass genommen einige Interpretationen und Datierungen der Felsbilder einer erneuten Überprüfung zu unterziehen. Es stellte sich dabei heraus, dass früher häufig postulierte Datierungen in die Urgeschichte vielfach nicht zu halten sein dürften. Die reich bebilderte Publikation der Ergebnisse unserer Untersuchungen erfolgte nun in den Forschungsberichten der ANISA 5.

 

Notgasse 3-D Fotos 2014

Abb.4: Um die feinen Ritzungen für die Fotografien sichtbar zu machen ist eine professionelle Ausleuchtung nötig. v.l.n.r.: Daniel Brandner, Maire-Kristin Mandl, Manuel Windisch (Foto: Petra Thalmeier)

 

 

Literatur:

Daniel BRANDNER: NOTGASSE REVISITED. Felsbilddokumentation – Konservierung – Auswertung. Station 21. In: Forschungsberichte der ANISA 5, 2014, S. 13-35.

Franz MANDL: Felsbilder. Österreich - Bayern. Forschungsberichte der ANISA 4. Haus im Ennstal 2011; Felsbilder der Notgasse. Gemeinde Gröbming, Steiermark. Von der ersten Erwähnung bis zu den photogrammetrischen Dokumentationen. In: Forschungsberichte der ANISA 5, 2014, S. 5-12.

 

 

© Alle Rechte vorbehalten! Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

 

zurück zur Hauptseite