Hochalpine Wüstungsforschung auf der Vorderen
Pitschenbergalm
Daniel Brandner
Im Zuge der ANISA-Forschungswoche 2014 in Kooperation mit
dem Bundesdenkmalamt wurden die im Vorjahr begonnenen Arbeiten auf der
Pitschenbergalm im Tennengebirge (Land Salzburg) fortgeführt. Während bislang
vor allem die Hintere Pitschenbergalm im Fokus unserer Untersuchungen stand,
wurde nun die Vordere näher unter die Lupe genommen.
Abb. 1: Die Vordere Pitschenbergalm mit Blick Richtung
Süden – Im Vordergrund befindet sich das verfallende, neuzeitliche Almgebäude,
dahinter liegt die Pitschenberglacke.
Durch eine eingehende Prospektion des Almgebietes konnten
mehrere Siedlungsstrukturen entdeckt werden. Weiters galt unser Interesse vor
allem der exakten Dokumentation der baulichen Reste verfallener Almhütten sowie
anderer archäologisch relevanter Strukturen und topografischen Gegebenheiten.
Dazu wurde zunächst ein Netz aus Fixpunkten mit relativ statischem GPS
aufgebaut, welches die Grundlage für alle weiteren Vermessungen mit dem
Tachymeter bildete. Die dafür benötigten Geräte stellte uns dankenswerterweise
die Technische Universität Graz zur Verfügung. DI Gerhard Kienast vom Institut
für Navigation übernimmt die Auswertung der Messdaten.
Abb. 2: Ausgehend vom Gasthof Stegenwald erfolgt der
Materialtransport ausschließlich zu Fuß. Bis zur Unterkunft, dem Leopold-Happisch-Haus
mussten dazu annähernd 1500 Höhenmeter bewältigt werden – und das mit bis zu 30
kg Tragelast. v.l.n.r. Walter Kaufmann und Daniel Brandner.
(Foto: Franz Mandl)
Abb. 3 u. 4: Die Koordinaten der mit einem Messnagel
markierten Fixpunkte werden mit geodätischen GPS-Geräten bestimmt (Fotos: Petra
Thalmeier/Daniel Brandner)
Abb. 5: Bei den Vermessungsarbeiten ist ein guter
Überblick unverzichtbar (Foto: Manuel Windisch).
Abb. 6: Walter Kaufmann mit dem Reflektor auf Position
(Foto: Petra Thalmeier).
Die fotografische Dokumentation der Strukturen erfolgte
nicht nur vom Boden aus, sondern auch aus der Vogelperspektive. Franz Mandl
fertigte mit seinem Fotocopter Luftbilder der Objekte an, die in weiterer Folge
über Passpunkte entzerrt und orientiert werden können.
Abb. 7: Unser Pilot, Franz Mandl, bei der Dokumentation
einer Almwüstung mittels Fotocopter.
Innerhalb der Strukturen wurden
minimalinvasive Kleinsondagen angelegt, einerseits um die Stratigrafie klären zu
können, andererseits um an stratifizierte Holzkohleproben für eine
14C- Datierung
zu gelangen, die uns Informationen hinsichtlich der Zeitstellung der Wüstungen
geben können.
Abb. 8: Bei der Beprobung - v.l.n.r.: Walter Kaufmann, Daniel Brandner, Manuel Windisch und. (Foto: Franz Mandl)
Zusätzlich wurden von Franz Mandl
an den Strukturen der Vorderen und Hinteren Pitschenbergalm zahlreiche Messungen
zur Weiterentwicklung der Denudationsdatierung (siehe die Beiträge von F. Mandl
in den Forschungsberichten der ANISA für das Internet -
http://www.anisa.at/Denudation_Datierung_Forschungsberichte_2014.html)
vorgenommen.
Abb. 9: Über die Bestimmung der
Kantenverwitterung an Bausteinen aus Dachsteinkalk soll eine grobe Datierung der
Strukturen ermöglicht werden (Foto: Franz Mandl).
Die ANISA bedankt sich bei Petra Thalmeier, Walter
Kaufmann, Manuel Windisch, Herta Mandl-Neumann und Franz
Mandl für ihren ehrenamtlichen Einsatz für die hochalpine Wüstungsforschung am Tennengebirge im Rahmen der Forschungswoche 2014.
Abb. 10: Abendstimmung im sogenannten „Sauwinkel“ – vorne
rechts befindet sich ein wüst gefallenes, zweiräumiges Gebäude samt Pferch
Literatur zum Projekt:
F. Mandl, Das interdisziplinäre
Projekt „Pitschenbergalm“. Tennengebirge, Land Salzburg. Ein Vorbericht. Mit
einem Vorwort von Bernhard Hebert.
Forschungsberichte
der ANISA 5, 2014, 37-42.
D. Brandner, Das
interdisziplinäre Projekt „Pitschenbergalm“. Tennengebirge, Land Salzburg. Erste
archäologische Ergebnisse.
Forschungsberichte
der ANISA 5, 2014, 43-48.
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Meinungen zu diesem Beitrag: daniel.brandner@gmx.at und franz.mandl@anisa.at