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Schladminger und Hallstätter Gletscher, Dachsteingebirge

Gletscherzustandsbericht 2012

von Franz Mandl

 

Aktuelle Informationen und Rückblicke

 

Der schneereiche Winter 2011/2012 bescherte den Dachsteingletschern eine Schneedecke von bis zu 8 m Höhe. Der Sommer zeigte sich mit überdurchschnittlich warmen Tagen. 22.08. 2012 waren die Gletscher bereits zu 70 % ausgeapert.

 

Die Eishöhe des Schladminger Gletschers verringerte sich am Messstein (zwei Messstellen, 1. Messung 29. 08. 2012) in der Periode 2011/2012 um 1,2 m. An Länge verlor der Gletscher an der 1. Messstelle 0 m, da derzeit eine Absenkung des Eises bei einem Stein mit einer mehreren Meter hohen senkrechten Südwand erfolgt, deren Höhe noch nicht abgeschätzt werden kann. Die 2. Messung erfolgte am 06.10.2012. In der Zwischenzeit schmolz die Eisdecke um weitere 0,7 m ab. Zusammen ergibt dies eine Eisdeckenabschmelze von 1,9 m. Ein neuer Rekord auf dieser AV-Messlinie. Dazu kam ein Längenverlust von 4,6 m. Auf der Südseite des Steines sind die Messmarken 2008 bis 2012 angebracht. 

 

1947 stand auf der 1947er Messmarke, von der heute die Messlinie zum Koppenkarstein beginnt, der Gletscher mit einem steilen Eishang an. Damals überragte der Gletscher um etwa 40 m die heutige 2012er Marke. Von der 1947er Gletscherstandsmarke bis zur aktuellen Marke von 2012 gab es in den vergangenen 65 Jahren einen Längenrückgang von 68,6 m (DORIS GIS Land Oberösterreich). Die Eishöhenabschmelze betrug von 1947 bis 2003 lediglich an die 0,5 m/Jahr. Dagegen ergaben die Messungen in den letzten 10 Jahren eine durchschnittliche Eishöhenabsenkung durch Abschmelze von bereits 1,2 m/Jahr.

 

Nimmt man den Gletscherstand der AV-Karte von 1915 und legt die dortig eingezeichnete 2600 m Höhenschichtlinie über das Orthofoto von DORIS 2012 und der eigenen GPS Messung mit 2540 m (die übereinstimmen), so haben wir eine Differenz in den vergangenen 97 Jahren von 60 Höhenmetern. Damit erhalten wir eine Gletscherdeckenabsenkung von 0,62 m/Jahr.

 

1850 betrug die Fläche des Schladminger Gletschers 3,814 km² (ohne Berücksichtigung der Neigung). Als Messmarken dienten die gut sichtbaren Moränen, Wandbegrenzungen und der Gjaidsteinsattel. Der Umfang betrug 8 km. Dazu kommt noch der bereits im 19. Jahrhundert abgeschmolzene nördliche Gletscheranteil entlang des Gjaidsteinzuges von annähernd 0,34 km². (Orthofoto, DORIS -Intermap des Landes Oberösterreich).

 

2012 weist der Schladminger Gletscher nur noch annähernd 0,735 km² auf (ohne Berücksichtigung der Neigung). Das ist nicht einmal mehr ein Fünftel der ursprünglichen Fläche. Der Umfang beträgt 4147 m (Orthofoto, DORIS -Intermap des Landes Oberösterreich).

 

Nach der langjährigen Messreihe lässt sich feststellen, dass im Bereich der Messlinie (Gletschermarke 2012) die Eisdecke seit 1947 um ca. 40 m abgeschmolzen ist. Diese Absenkung erfolgt aber nicht gleichmäßig über den ganzen Gletscher verteilt. Denn der stärker beschattete und mit dem Schnee von Lawinen gespeiste obere Gletscherrand verliert langsamer an Höhe. Gegenwärtig und wahrscheinlich auch in nächster Zeit verlangsamt sich an der Messlinie der Rückgang der Länge, denn der Gletscher überdeckt dort noch ein kleines Karstplateau oder möglicherweise eine Karstgasse bzw. eine Karstgrube. Falls sich diese Karsterscheinung bzw. das Gesteinsbett bis zu den Nordwänden des Koppenkarsteins erstreckt, könnte dort eine schmale, bis zu 80 m hohe Gletschermasse existieren. Vielleicht ergibt sich in den nächsten Jahren die Möglichkeit, die Eistiefe mit einem Tiefenradar zu messen. Zusammenfassend mussten wir im letzten Jahrzehnt eine starke Abnahme der Eismasse dokumentieren, die mit der derzeitigen anthropogen beeinflussten extremen Klimaerwärmung korreliert.

 

Auf dem etwa 100 m höher gelegenen Gjaidsteinsattel wurden ähnliche Verhältnisse wie bei unseren Messsteinen am Rand des Schladminger Gletschers vorgefunden. 1896 beschreibt M. Groller den Messpunkt auf dem Gjaidsteingrat bis zu dem der Gletscher reichte: "..., um an der Schneide der beiden benachbarten Gletscher mit einer sehr zerklüfteten und verwitterten Endkuppe unter dem Firn zu verschwinden." Diese Endkuppe kann nur die Erhebung, auf der heute ein Strommast und etwas darunter eine Bergrettungshütte stehen, sein. Die von A. Hübner 1901 erarbeiteten Messdaten für seine Gletscherkarte sind für eine genaue Berechnung geeignet. Demnach reichte das Eis noch auf den Gjaidsteingrat (damaliger Gjaidsteinsattel) bis 2649 m hinauf. Das ist die von Groller beschriebene Kuppe und deckt sich mit der Höhenmessung im Steiermark-GIS und DORIS. Von diesem alten Messpunkt bis zum Gletscherbeginn 2012 ist der Gletscher 105 m zurückgewichen und erreicht hier eine Höhe von 2637 m (Hand-GPS-Messung). Damit liegt eine Differenz von 12 m vor ohne die darüber liegende ansteigende Gletschermasse (die Hangneigung ist unbekannt) von 1901 zu berücksichtigen. (Eine genaue Vermessung soll in den nächsten Jahren durchgeführt werden.) Die damalige Höhe der Gletschermasse über den Messpunkt von 2012 ist mit mehreren zehn Metern Höhe zu veranschlagen. Um 1900 lagerte ein von der Ramsau gut sichtbarer Gletschersaum von mehreren Metern Höhe auf der Südwand auf, von dem heute nichts mehr zu sehen ist.

 

 

Zusammenfassung:

 

Seit dem letzten großen Gletschervorstoß 1840 bis 1850 verursachten die Klimaschwankungen mehrmalige Gletscherrückgänge und Vorstöße. Genauere Eisdickenmessungen sind auf dem Schladminger Gletscher erst mit der AV-Karte von 1915 möglich. Demnach ist ein auffällig beschleunigter Gletscherrückgang ab den 90er Jahren des vorigen Jahrhunderts auf unserer Messlinie nachweisbar. In den letzten 10 Jahren haben wir eine durchschnittliche Gletscherdeckenabschmelze von jährlich 1,2 m erreicht. 2012 wurde mit einer Eisdeckenabschmelze von 1,9 m ein neuer Rekord erzielt. Mit diesem Ergebnis liegt eine Jahrelange stark abnehmende Massenbilanz vor. Der Treibhauseffekt wird durch vermehrte Verbrennung von fossilen Produkten, dazu gehören auch Benzin und Diesel, angekurbelt. Die Dachstein-Tourismusregion setzt auf den Massentourismus und fördert durch den Ausbau der Straßen und Veranstaltungen von Großevents den Kohlendioxydanstieg und damit den globalen Temperaturanstieg.

 

 

Schneefälle im Sommer und Herbst 2012:

 

26. und 27. 08. bis auf 2300 m herab. Die dabei entstandene Neuschneedecke von 20 cm schmolz in den drei darauf folgenden Tagen ab.

31.08. und 01.09. bis auf 1700 m herab. Die 35 cm hohe Neuschneedecke schmolz innerhalb von drei Tagen.

13.09. bis 1300 m herab. 40 cm Neuschnee auf den Gletschern. Die automatische Schneehöhenmessung auf dem Schladminger Gletscher zeigte dieses mal keinen Neuschnee an, da der Gletscher in diesem Bereich unter die Nullmarke abgeschmolzen war!

20.09. bis auf 1800 m herab. Bis zu 10 cm Neuschnee auf den Gletschern. Der letzte Neuschnee war erheblich abgeschmolzen. Die automatische Schneehöhenmessung zeigt 0 cm an.

07.10.bis zu 10 cm Neuschnee auf den Gletschern der noch am selben Tag weitgehendst abgeschmolzen ist.

10./11.10. leichter Schneefall, 14.10. bis zu 10 cm Schnee

16.10. bis zu 40 cm Neuschnee, Schneefall bis ins Tal (10 cm)

26.10., in den letzten 8 Tagen ist die Schneedecke um 20 cm abgeschmolzen. Der Gletscherrand und exponierte Stellen sind weitgehenst Schneefrei.

28.10. und 29.10. schneit es auf den Gletschern wiederum an die 30 cm. Der Winter hat auf den Dachsteingletschern bereits begonnen.

 

 

Messstein AV Linie Schladminger Gletscher 2012, ANISA

Messstein am Schladminger Gletscher. Gletscherstand: 06.10.2012. 2012 sind 1,2 m (bis 29.08) +0,7 m (06.10) von der Eishöhe des Gletschers abgeschmolzen. Auf dieser Steinwand gut zu sehen schmolzen zwischen 2008 bis 2012 5,5 m von der Eisdecke ab. Der Maßstab ist 3 m hoch. Wir befinden uns nun bereits im Pistenbereich. Durch die künstlichen Schneeverfrachtungen durch Pistenraupen, ist mit Verzögerungen im Abschmelzprozess zu rechnen. Foto: 06.10.2012

 

Dachstein Gletscherrand Schladminger Gletscher 2012 ANISA

Gletscherstand des Schladminger Gletschers 2012. Foto: 29.08.2012

 

Dachsteingebirge Gletscherzustandsbericht

Zunge des Hallstätter Gletschers 2012. Foto: 29.08.2012

 

Dachstein Gletscherzustandsbericht 2012

Gletschersituation am Eispalast 2012. Mit Abdeckplanen (Fetzenarchitektur) die jedes Jahr größer werden, versucht man den Eispalast vor dem Wegschmelzen zu retten. Der Neuschnee strapaziert die Planen und erhöht den Druck auf die Decke des Eispalastes. Das Bild zeigt unbeherrschbares Chaos, nicht Besinnlichkeit. Foto: 29.08.2012

Der Eispalast stellt stellvertretend für den Schibetrieb auf dem Schladminger und Hallstätter Gletscher den unbeugsamen Kampf gegen die Naturgewalten im hochalpinen Gelände zur Schau. Jedes Jahr wird am Eispalast herumgebastelt. Dank der in der Sommercard enthaltenen Gratisfahrt mit der Ramsauer Dachsteinseilbahn strömen Touristenmassen heran, für die irgendeine Form von Unterhaltung geboten werden muss. Denn an warmen Sommertagen ist der Aktionsradius der meist nur mit unzureichendem Schuhwerk versehenen Gäste sehr beschränkt, da das Schmelzwasser auf dem Gletscher sehr schnell für nasse Füße sorgt und dadurch eine Gletscherwanderung nur mäßig attraktiv ist.

 

Dachstein Gletscherzustandsbericht 2012

Leichentücher für den abschmelzenden Eispalast. Foto: 29.08.2012

 

Dachstein Gletscherzustandsbericht 2012

Baustelle beim lädierten Eispalast im Sommer 2012. Foto: 29.08.2012

Stopft man die Klüfte im Fels und Schachthöhlen zu?  Schier unglaublich ist dieser naturzerstörende Einsatz, der hier bereits auf steirischem Land vonstatten geht. Grund und Boden der Gemeinde Ramsau. Wäre eine derart umweltzerstörerische Bewirtschaftung auf Privatgrund überhaupt denkbar? Handelt es sich hier um eine Ausbeutung von billigen Naturressourcen auf einem Grund, der vermeintlich niemanden gehört? Sagt nicht der Werbeslogan des Gletscherbetreibers "Macht was ihr wollt!", dass hier Verantwortungslosigkeit gemeint ist?

Im Hintergrund sieht man den mit Planen zugedeckten und mit elektrischer Energie gekühlten Eispalast. Ein trauriges Symbol der Naturzerstörung in der sogenannten streng geschützten Gletscherwelt der Alpen, die zur Farce verkommen ist, die schon lange nichts mehr mit einer natürlichen Gletscherwelt zu tun hat. Billiger und weniger umweltschädlich käme eine Märchenwelt aus Eis in einem gut isoliertem Betonkeller in der Ramsau!

Heute weis jeder über die Auswirkungen von der Verbrennung von fossilen Brennstoffen wie Erdöl bescheid. Die geplante Erhöhung der Besucherzahlen und damit verbundenen Beschleunigung des Verkehrs hinauf zur Talstation der Seilbahn erhöht die Verbrennung fossiler Brennstoffe. Dies bedeutet eine nachhaltige Zunahme des Kohlendioxidanteiles und Treibhauseffektes. Den Betreibern überreiche ich den symbolischen Preis "Großer umweltschädigender Fußabdruck"!

 

Dachsteinsüdwand Naturschutz Baggerloch 2012

Das neue Baggerschrämloch in den Dachsteinsüdwänden! Man sieht Stromkabeln, zertrümmertes Gestein und Gerät in dieser halbfertigen Baustelle. Rechts im Bild sieht man Brandspuren auf dem Gestein. Unter der Aufschotterung wurde ein Rohr eingegraben. Foto: 06.10.2012

"Geld regelt die Umwelt- und Naturschutzgesetze, nötigenfalls mit Sondergenehmigungen!"

Benötigt der Eispalast einen dichten Untergrund? Eine bessere Lüftung? Planiert und betoniert man für neu benötigte Gewerbeflächen? Man hört von einer Hängebrücke über die unter Naturschutz (Naturdenkmal) stehende Südwand zum Hunerkogel ...! Laut Alpenverein wissen die zuständigen Behörden nichts von diesem Bau. "Es wurde nie um Bewilligung angesucht. (31.10.2012)" Der Bau der Brücke werde angeblich wieder verworfen, da der Abgrund für normale Touristen zu tief und der Angstfaktor zu groß sei. Ist es nun nicht endlich Zeit für die zuständigen Behörden aktiv zu werden und diesen Schwarzbau in einem Naturschutzgebiet zu stoppen und einen Rückbau anzuordnen? Was werden sie nun mit dieser planierten Fläche anstellen? Also doch ein Ausbau oder Umbau des Eispalastes? War die Hängebrücke ein Ablenkungsmanöver? Die Marke "Dachstein" ist gleichzusetzen mit Naturverkleinerungen und Umweltbelastungen im Stundentakt.

 

Schladminger Gletscher mit Koppenkarstein 2012, ANISA

Schladminger Gletscher mit der Nordwand des Koppenkarsteins. Wir sehen auf der Nordwand das untere dunkle verwitterte Band (Gletscherschliff), das die Gletscherstandshöhe von 1850 markiert und bis zur Austriascharte hinaufreicht. Zu sehen sind auch die bescheidenen Schneelager des Winters 2011/12. Foto: 06.10.2012

 

Dachstein Gletscherzustandsbericht 2012

Die kranken Lungen des Massentourismus. Rund um die Liftstützen sind durch Sonnenschutzabdeckungen Eishügel entstanden. Nachdem der Oberflächenschnee weggeschmolzen ist, sehen wir die dunklen Ablagerungen der Verbrennungsmotoren der 70er, 80er und 90er Jahre. Laut GIS steht dieser Schmutz- und Gifthügel im Land Oberösterreich. Armes Oberösterreich!. Foto: 29.08.2012

 

Gletscherzustand_Dachsteingebirge_1979

Ein Blick zurück auf die Pistenpflege der frühen Gletscherskilauf-Jahre. Pistenraupen zählten bis zum Ende des 20. Jahrhunderts zu den Verursachern von Rußablagerungen auf den Dachsteingletschern. Zusätzlich wurde Ruß in die Atmosphäre geblasen. Foto: 03.1979

 

Dachstein Gletscherzustandsbericht 2012

Die unheilbaren Krebsgeschwüre der versagenden Naturschutzgesetze am Beispiel Schladminger und Hallstätter Gletscher auf dem Dachsteingebirge. Sondermüll bzw. mit Ruß und Öl kontaminiertes Eis im Bereich des ehemals mit Verbrennungsmotor ausgestatten Liftantriebes und der neuen Talstation Austriascharte. Profit ist wichtiger als Umweltschutz. Land Oberösterreich. Foto: 29.08.2012

 

Gjaidsteinsattel 2012, ANISA

Gjaidsteinsattel zwischen Schladminger und Hallstätter Gletscher 2012. Foto: 29.08.2012

 

 

Editorial (2011/2012)

Seit nunmehr 16 Jahren wird von der ANISA der seit 1969 touristisch genutzte Schladminger und Hallstätter Gletscher aus der Sicht des Natur- und Umweltschutzes und des Gletscherrückganges beobachtet. Dabei fällt auf, dass sich das zerstörende Potential an Naturverbrauch und Umweltbelastung durch die steigende Vermarktung der Gletscher stark erhöht hat. War 1996 der Gletscher vor allem durch Altlasten der 1970er und 1980er Jahre kontaminiert, kamen zwischen 2000 und 2012 vor allem Neubauten mit dem Ziel, höhere Besucherzahlen zu erzielen, hinzu. Neben neu errichteten Liften und Klettersteigen gesellte sich der "Eispalast" dazu. Dieser mit hohem Energieaufwand gekühlte Märchenstollen im seichten Eis des Gjaidsteinsattels wurde ursprünglich mit Eisfiguren aus dem deutschen Tiefland ausgestattet. Seit einigen Jahren wird im Rahmen der Gästekarte der sonst sehr teure Tagesausflug zu den Gletschern kostenlos angeboten. Dadurch ist dieses Ziel schlichtweg der Renner des extremen Massentourismus geworden. Aus wirtschaftlicher Sicht ist dieses Angebot, das mit Subventionen, die wiederum mit Krediten finanziert werden, aus volkswirtschaftlicher Sicht, wo Gewinne privatisiert werden und wenige Personen davon hervorragend profitieren, Verluste und misslungene Investitionen aber, vor allem dem kleinen Steuerzahler aufgebürdet werden. Aus dem forcierten Touristenstrom resultieren weitere Begehren der hoch subventionierten Tourismuswirtschaft. Darunter der Ausbau der Straßen im Raum Schladming, natürlich wiederum mit auf Krediten gestützten Subventionen, die niemals zurückbezahlt werden können. Kapital, das zu einem Teil den Bildungseinrichtungen und den sozialen Netzwerken entzogen wird. Schulden, die unsere Jugend und nachfolgenden Generationen in die Armut treiben werden. 

Der gewissenlose Umgang des Massentourismus mit der Natur und mit unserer Umwelt fördert Emissionen und den weiteren Anstieg der Treibhausgase. Allen Klimakatastrophen zum Trotz wird weiter gewirtschaftet, als ob es kein Morgen gäbe. Die großen Katastrophen finden noch fern vom Ennstal statt. Aber auch diese werden einmal Schladming und seinen Massentourismus erreichen. Der Heimhof des Gletschermassentourismus auf dem Dachsteingebirge ist Schladming. Schladming ist der Austragungsort der Ski-Weltmeisterschaft 2013. Dafür werden Straßen ausgebaut und neue Straßen für mehr Verkehr gebaut. Ein Öko-Vorbild ist Schladming keines. Anstatt auf den öffentlichen Verkehr zu setzen und Autos auszusperren werden hunderte Millionen Euro in das lokale Ökofiasko investiert. Man ist in Schladming an der finalen Treibhauskatastrophe beteiligt. (Der große Selbstbetrug. Die Zeit, 2012, Nr. 41, s. 13f.) Schuld an einer Umweltkatastrophe sind aber immer die anderen! Der Massentourismus verträgt und akzeptiert keine Kritik, sucht nach gefälligen Klimaprognosen, die in das wirtschaftliche Konzept passen, holt bezahlte Gutachten von Lobbyisten und Fachleuten ein; erwartet die Genehmigungen seiner Bauvorhaben von den Ämtern; boykottiert sanfte Alternativen; informiert interessensbezogen; schafft in der Medienlandschaft Abhängigkeit und Zensur durch laufend bezahlte Werbeeinschaltungen; drängt Verantwortung in die Verantwortungslosigkeit. Der österreichische Massentourismus ist durch die überstrapazierte Verquickung zwischen Politik, Wirtschaft und Verwaltung möglich geworden.

Die unter Schutz gestellten Räume unserer Bergwelt erleben eine noch nie dagewesene Ausbeutung. Vorbei sind die Zeiten, als die Natur noch ein Selbstläufer war und Bergwanderer und -sportler sich mit ihr begnügten. Der Selbstläufer Natur bringt jedoch zu wenig Profit. Die Geldverteilung der althergebrachten Sommerfrische war sozial ausgewogener als im heutigen Turbotourismus. Die Natur muss nun von Firmen und Konzernen inszeniert werden. Die Menschen werden in Inszenierungskanäle getrieben und müssen für oftmals fragwürdige Attraktionen, die noch vor nicht allzu langer Zeit kostenlos konsumiert werden konnten, viel Geld bezahlen.

 

 

Ergänzungen vorbehalten!

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weiterführende Links: 

http://www.anisa.at/Gletscherzustandsbericht_1999.htm

http://www.anisa.at/Gletscherzustandsbericht_2003.htm

http://www.anisa.at/Gletscherzustandsbericht_2006.htm

http://www.anisa.at/Gletscherzustandsbericht_2007.htm

http://www.anisa.at/Gletscherzustandsbericht_2008.htm

http://www.anisa.at/Gletscherzustandsbericht_2009.htm

http://www.anisa.at/Gletscherzustandsbericht_2010.htm

http://www.anisa.at/Gletscherzustandsbericht_2011.htm

http://www.anisa.at/Gletscherzustandsbericht_2012.htm

http://www.anisa.at/Gletscherzustandsbericht_2013.htm

http://www.anisa.at/Gletscherzustandsbericht_2014.htm

http://www.anisa.at/Gletscherzustandsbericht_2015.htm

 

 

 

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