Beitrag am 22.09.2018 ins Netz gestellt. Letzte Aktualisierung:

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Forschungsberichte der ANISA: online
8, 2018 (ANISA FB 8, 2018)

www.anisa.at

 

Die Gletscherforschung, Gletscherberichte, Gletscherzustandsberichte und Gletschermessungen der ANISA versuchen mit vielfältigen Bilddokumentationen den Klimawandel, die Auswirkungen der Gletscherbewirtschaftung mit ausuferndem Massentourismus und Bebauung auf die Umwelt sowie auf das sich dadurch wandelnde Landschaftsbild zu veranschaulichen. Sie wollen die wissenschaftliche Glaziologie, die insbesonders auf den Dachsteingletschern unter mangelnder Kontinuität leidet, bereichern und ergänzen. Die Mitglieder der ANISA liefern im Rahmen ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit, Forschungsansätze, Fotografien, Messmarken und unterstützende Dokumente für die Glaziologie. Interdisziplinarität ist unsere Stärke.

 


Gletscher-Plogging

Dieser Beitrag befasst sich mit dem Müll intensiv erschlossener Gletscherskigebiete aus den letzten 50 Jahren

von Franz Mandl


Was ist Gletscher-Plogging? Plogging ist Laufen bzw. Joggen in Verbindung mit Müllaufsammeln. Man darf auf den Gletschern auch durchaus wandern. Diese erst vor wenigen Jahren in Schweden ins Leben gerufene Trendsportart kann man auch auf abschmelzenden Gletschern durchführen. Vorausgesetzt man kennt die Regeln für Gletscherbegehungen und kann auf eine jahrelange Bergerfahrung zurückblicken. Denn wer möchte selbst zu einem verlorenen Objekt auf den Gletschern gehören? Und natürlich verspricht Gletscher-Plogging nur auf massentouristisch genützten Gletschern Müll in Überfluss.

Gletscher-Plogging bzw. Müll auf dem Schladminger und Hallstätter Gletscher aufzusammeln wird vom Autor bereits seit dem Jahr 2000 durchgeführt. Mitgenommen werden nur kleine tragbare Objekte. In Gletscherspalten versenkte Liftstützen der ersten Generation sind Standortgebunden. Was könnte noch so alles in den immer mehr abschmelzenden Spalten zum Vorschein kommen? Größere Funde sollte man dem Betreiber der Gletscherbewirtschaftung oder der zuständigen Behörde melden.

Die aufgesammelten Objekte, dabei handelt es sich um Skiteile, Skiteller, zerbrochene Plastikteile, Schrauben, Nägel, Holz, Batterien, Fotoapparate, Armbanduhren, Taschenmesser, Plastikflaschen, Aludosen, Kleidungsstücke und vieles mehr. Und das Besondere daran ist, dass diese Objekte von den Pistenraupen verbogen und zerbrochen wurden. Müll zu sammeln, bevor er in die Ritzen des Dachsteinkalks und in dem Moränenschotter als Umweltbelastung versickert, ist ein Beitrag zum Umweltschutz. Der Müll wird in das Tal gebracht, wo er ordnungsgemäß entsorgt werden kann. Der hochalpine Müll verdient vor der fachgerechten Entsorgung eine genauere Untersuchung, denn eine Reihe von Fragen können gestellt werden:

Welche Gegenstände konnte ein Skifahrer und Langläufer am leichtesten verlieren? Was hat der Gletscherbewirtschafter nicht mehr gebraucht? Was sagen uns die Gegenstände aus den letzten Jahren und Jahrzehnten über die Benützung der Gletscher? Wie alt sind die Gegenstände und wo wurden diese gefunden? Wie groß war ihr einstiger Wert? Gehörten Sie zur Mode? Welche Auswirkungen hatte die bisherige Gletscherbewirtschaftung mit ihrem Massentourismus im hochalpinen Raum?

Die Gegenstände sind den Disziplinen Zeitgeschichte und Volkskunde und am Rande noch der Glaziologie zuzuordnen. Auch bleibt festzuhalten, die Objekte werden vom Boden aufgesammelt und müssen nicht ausgegraben werden. Ganz einfach: man bückt sich zum Boden, hebt das Objekt auf und steckt es in den Müllsack. Danach verdient man eine Jause in der nächstgelegenen Alpenvereins-Hütte.

 

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GletscherPlogging ist Müllsammeln und zugleich Reinigen von hochalpinen geschundenen Landschaften. Schladminger Gletscher. Foto 2018

 

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Plastiksack als Gletschertisch. Schladminger Gletscher. Foto 2018

 

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Glasfläschchen (Dopingampulle?), Fäkaliensäckchen, Müsliriegelverpackung und Holzreste auf dem Hallstätter Gletscher-Langlaufstartplatz. Foto 2018

 

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Zerrissene und verwitterte Nylonschnüre. Schladminger Gletscher. Foto 2018

 

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Lithiumbatterie im Rußsediment einer einstigen mit Dieselmotor angetriebenen Liftanlage auf dem Schladminger Gletscher. Foto 2018

 

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Querschnitt durch den 2018 aufgesammelten Müll. Schladminger Gletscher. Foto 2018

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Entwertungszange mit Zählwerk für Liftkarten aus den 1970er Jahren. Schladminger Gletscher. Foto 2018

 

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Querschnitt durch den von 2000 bis 2018 aufgesammelten Müll. Schladminger Gletscher. Foto 2018

 

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Schladminger Gletscher. Foto 2018

 

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Mit Müll und Ruß kontaminiertes Eis wird als Stütze für die ausgeaperten Liftstützen zusammengeschoben. Schladminger Gletscher. Foto 2018

 

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Verschmutzte Jahrringbänder im Eis des Schladminger Gletschers. Was wird man in den bald ausgeaperten Dolinen alles finden können? Foto 2018

 

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Zukünftiger Müll? Oder zukünftige ordnungsgemäße Entsorgung nach dem Abschmelzen des Eises? Hallstätter Gletscher. Foto 2018

 

Dieser kurze Beitrag soll die Leser sensibilisieren und dabei helfen die hochalpine Landschaft zu säubern. Falls ältere Funde zum Vorschein kommen sollten, ist das mit einem Foto umgehend dem Bundesdenkmalamt zu melden.

Alle Fotos von Franz Mandl

Meinungen zu diesem Bericht senden Sie bitte an: franz.mandl@anisa.at

 

Literatur:

Der Dachstein. Werbeprospekt der Planai-Hochwurzenbahnen GmbH. 2018 und ältere Exemplare.
GANSS, O/KÜMEL, F./SPENGLER, E: Erläuterungen zur geologischen Karte der Dachsteingruppe. Wissenschaftliche Alpenvereinshefte, Heft 15 (1954). Kartenbeilage 1:25 000 mit den Gletscherständen von 1914 und 1953.
Gletscher im Wandel. 125 Jahre Gletschermessdienst des Alpenvereins. Berlin: Springer Spektrum 2018.
Geologische Karte der Dachsteinregion. Bearbeitung: G. W. Mandl. Herausgegeben von der Geologischen Bundesanstalt und vom Umweltbundesamt. Wien 1998.
HAUTZENBERG, Maximilian: Schutz und Nutzung der Gletscher im alpinen Rechtsraum. Beiträge zu einem nachhaltigen Gletscherschutz in Österreich. Fachbeiträge des Österreichischen Alpenvereins. Serie: Alpine Raumordnung Nr. 38. Innsbruck 2013.

MANDL, Franz: Der Hallstätter Gletscher. Alte und neue Forschungen. In: ALPEN. Archäologie, Geschichte, Gletscherforschung. FS: 25 Jahre ANISA, Verein für alpine Forschung. Mitt. d. ANISA, 25./26. Jg. 2006, S. 202 ff.
-     Der Eisstein. Ein Beitrag zur Eishöhenabsenkung in der Firnregion des Hallstätter Gletschers. In: ALPEN. Archäologie, Geschichte, Gletscherforschung. FS: 25 Jahre ANISA, Verein für alpine Forschung. Mitt. d. ANISA, 25./26. Jg. 2006, S. 216 ff. -     Der Schladminger Gletscher und sein Rückzug seit 1850. In: ALPEN. Archäologie, Geschichte, Gletscherforschung. FS: 25 Jahre ANISA, Verein für alpine Forschung. Mitt. d. ANISA, 25./26. Jg. 2006, S. 228 ff.
-     Der Schladminger Gletscher auf dem Dachsteingebirge und sein Ganzjahresschibetrieb im Jahrhundertsommer 2003. In: ALPEN. Archäologie, Geschichte, Gletscherforschung. FS: 25 Jahre ANISA, Verein für alpine Forschung. Mitt. d. ANISA, 25./26. Jg. 2006, S. 236 ff.
 
-    Umweltschutz im Natura 2000-Gebiet Dachstein. Am Beispiel einer Beschwerde an die Europäische Kommission. In: ALPEN. Archäologie, Geschichte, Gletscherforschung. FS: 25 Jahre ANISA, Verein für alpine Forschung. Mitt. d. ANISA, 25./26. Jg. 2006, S. 242 ff.
-     Das entstehen von Schmutzrinden auf Gletschern. In: ALPEN. Archäologie, Geschichte, Gletscherforschung. FS: 25 Jahre ANISA, Verein für alpine Forschung. Mitt. d. ANISA, 25./26. Jg. 2006, S. 247 ff.

REINGRUBER, Klaus: Gletscherrückgang am Beispiel Dachstein. In: bergundsteigen, 100 (2017), 64-66.
SIMONY, Friedrich: Das Dachsteingebiet. Ein geographisches Charakterbild aus den Österreichischen Nordalpen. Wien 1895. 124-150.
SIMONY, Friedrich: Über die Schwankungen in der räumlichen Ausdehnung der Gletscher des Dachsteingebirges während der Periode 1840 - 1884. In: Mitteilungen der Kais. Königl. Geographischen Gesellschaft in Wien. Band XXVIII, 1885, 117.
TIEBER, Alexandra/LETTNER, Hebert/HUBMER, Alexander/BOSSEW, Peter/SATTLER, Birgit: Anreicherung von Radioaktivität in Kryokoniten (Schmutzrinde) auf dem Hallstätter Gletscher. In: Forschungeberichte der ANISA 2, 2009, 177-180.

 

Schlagwörter:

Zerstörung, die Masse zählt, Schwarzba, UNESCO-Welterbe zur Ankurbelung des Massentourismus, Raubbau an der Natur, Mülldeponien, gebeugter Umweltschutz, kostenlose Gondelfahrt für den Massentourismus, Lift Neubau, Steiermark, Oberösterreich, Dachstein, technisierte Touristenunterhaltung, Werbemaschinerie, Gratisbahnfahrten, Parkplatzmangel, Stau, Naturschutz; Kunstwelten, Taxidienste mit Schneemobilen, Schmutzrinde ...

 

 

 

 

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weiterführende Links: 

 

http://www.anisa.at/Gletscherzustandsbericht_Dachsteingebirge_2018_2.html

http://www.anisa.at/Gletscherzustandsbericht_Dachsteingebirge_Hallstaetter_Gletscher_2018.html

http://www.anisa.at/Waldhorngletscher_2018_ANISA.html

http://www.anisa.at/Gletscherzustandsbericht_ Dachsteingebirge_2017.htm

http://www.anisa.at/Gletscherzustandsbericht_ Dachsteingebirge_2016.htm

http://www.anisa.at/Gletscherzustandsbericht_2015.htm

http://www.anisa.at/Gletscherzustandsbericht_2014.htm

http://www.anisa.at/Gletscherzustandsbericht_2013.htm

http://www.anisa.at/Gletscherzustandsbericht_2012.htm

http://www.anisa.at/Gletscherzustandsbericht_2011.htm

http://www.anisa.at/Gletscherzustandsbericht_2010.htm

http://www.anisa.at/Gletscherzustandsbericht_2009.htm

http://www.anisa.at/Gletscherzustandsbericht_2008.htm

http://www.anisa.at/Gletscherzustandsbericht_2007.htm

http://www.anisa.at/Gletscherzustandsbericht_2006.htm

http://www.anisa.at/Gletscherzustandsbericht_2003.htm

http://www.anisa.at/Gletscherzustandsbericht_1999.htm

 

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